Hustle, Trigger und Achtsamkeit
Heute möchte ich gerne eine persönliche Geschichte mit dir teilen.
Bevor ich mich das erste Mal selbstständig gemacht habe, war ich in einem ziemlich großen Konzern angestellt. Mein Chef war sehr anspruchsvoll und ich hatte über Nacht nicht selten 50 neue E-Mail mit ToDos in meiner Inbox. Was lange Zeit gut für mich funktionierte, weil ich mich ja für so stressresistent hielt, ging irgendwann total nach hinten los und ich bekam die Diagnose Burnout.
Trigger
Nun, anderthalb Jahre später war ich der festen Überzeugung, wieder komplett gesund zu sein und mir ging es auch richtig gut.
Jedenfalls bis ich diese eine neue Kundin annahm. Sie war mir unglaublich sympathisch und ich freute mich auch sehr über die Zusammenarbeit, jedoch stellte sich bereits nach zwei Tagen ein schlechtes Gefühl bei mir ein.
Ich schlief schlecht, war leicht reizbar und hatte ein bedrückendes Gefühl in meiner Brust. Irgendetwas war nicht in Ordnung aber ich konnte nicht genau sagen, was es war.
Ich dachte zunächst, es kommt nur von der allgemein hohen Auftragslage in dieser Woche und ging fest davon aus, dass dieses Gefühl wieder verschwinden würde, sobald die Arbeit erledigt wäre. Doch das Gefühl war auch nach zehn Tagen noch da…
Es war also an der Zeit, meine Situation zu reflektieren und der Sache auf den Grund zu gehen.
Ich ging die Einträge in meinem Journal durch und erkannte recht schnell, dass mein Stress-Level immer dann nach oben schnellte, wenn diese neue Kundin mir eine E-Mail sendete. Sie war sehr anspruchsvoll und hatte ständig Änderungs- wünsche, was meine Arbeit betraf.
Während ich ein großer Fan von konstruktivem Feedback bin, hat mich doch die Flut ihrer E-Mails und der durch ihre Änderungswünsche damit verbundene Mehraufwand immens gestresst. An sich war es wirklich lieb gemeintes und auch freundlich formuliertes Feedback, dass mich gar nicht hätte aufregen sollen. Doch etwas war ganz und gar nicht in Ordnung.
Irgendwann machte es dann klick und ich erkannte, dass mich ihre Art, mir im fünf Minuten-Rhythmus E-Mails zu senden, einfach sehr stark an meinen Ex-Chef erinnerte. Da war er also, mein Trigger und plötzlich machten all meine Gefühle und Unwohlsein Sinn.
Hustle
Doch nicht nur die neue Kundin und ihr Verhalten alleine waren Ursache meiner Situation. Es war die Gesamtsituation, der Hustle in dem ich mich befand. Oft erzählen dir Business Coaches, dass du dir mit absoluter Leichtigkeit und ohne Stress dein Traumbusiness erschaffen kannst. Das stimmt jedoch nur teilweise.
Natürlich wird dir deine Arbeit mehr Freude bereiten und du bist im “Flow”, wenn du etwas tust, das dir Spaß macht. Wenn deine Arbeit dann die ersten Früchte trägt, bist du umso motivierter, weiterzumachen und arbeitest vermutlich an 3-4 neuen Projekten gleichzeitig. Oft merken wir zunächst dann überhaupt nicht, dass wir ins Straucheln geraten und uns alles zu viel zu werden scheint. Vor allem, wenn du wie ich jemand bist, der gerne etwas Druck bei der Arbeit hat und sich straffe Zeitlimits setzt, läufst du Gefahr, dass dir irgendwann alles zu viel wird.
Achtsamkeit
Wenn ich eine Sache aus meinem Burnout gelernt habe, dann ist es Achtsamkeit. Achtsamkeit bedeutet nicht, sich mal eine halbe Stunde Pause zu gönnen oder sich selbst hier und da eine Freude zu machen. Achtsamkeit bedeutet, präsent zu sein und auf seinen Körper und seine Gefühle zu achten. Immer dann, wenn du ein Gefühl unterdrückst oder nicht auf die Bedürfnisse deines Körpers hörst, dann gehst du nicht achtsam mit dir selbst um.
Vielleicht merkst du, dass dein Energielevel bereits niedrig ist, aber ein Freund bittet dich um einen Gefallen oder du musst noch dieses eine Projekt im Job abschließen und dann wird es wieder ruhiger werden. Glaub mir, wenn ich dir sage, es wird dann nicht ruhiger. Eben dieses Denken hat mich ins Burnout geführt. Fakt ist, du musst dich selbst an erste Stelle setzen, denn niemand anderes wird das tun. Wenn du nicht auf dich und dein Wohlbefinden achtest, tut es niemand.
Als kleines Beispiel: Ich erzählte einer Vertrauensperson von meiner oben beschriebenen Situation und brach in Tränen aus, weil ich mich so elend fühlte. Das Gespräch tat gut und ich mir ging es danach etwas besser. Doch nur zwei Minuten später bat mich die Vertrauensperson um einen Gefallen und wollte mein Nein einfach nicht akzeptieren. Natürlich meinte sie es nicht böse, aber in mir löste es erneuten Stress aus, weil ich doch einfach nur mal eine Pause von allen Verpflichtungen und Gefallen benötigte.
Nur wenn du dich und deine Bedürfnisse an erste Stelle setzt, kannst du in Balance und vor allem gesund bleiben.
Der Umgang mit Triggern
Wenn du merkst, dass dich etwas triggert, ist Schritt Nummer eins, dich aus der Situation zu entfernen. Einfach mal den Pause-Knopf drücken und schauen, ob sich das besser anfühlt. Die Welt wird nicht untergehen, wenn du nicht ständig auf Abruf bereitstehst. Du musst also kein schlechtes Gewissen haben, wenn du den Pause-Knopf drückst.
Schritt 2: Reflektiere, höre auf deine innere Stimme und mach eine Bestandsaufnahme der Situation. Frage dich, was genau momentan den Stress auslöst und notiere alle Umstände, die zu der Situation beitragen.
Schritt 3: Finde eine Lösung, wie sich die Situation verändern lässt. Manchmal reichen bereits kleine Anpassungen aus, um die Situation für dich angenehmer zu machen. Stelle dich und deine Bedürfnisse an erste Stelle und lass dich von deinem Umfeld nicht unter Druck setzen.
Schritt 4: Nimm dir Zeit für dich und sorge für Entspannung. Sei es Sport, ein Spaziergang oder Netflix. Lade deine Batterien wieder auf und arbeite erst weiter, wenn es sich wieder gut anfühlt.
Fazit
Es ist nicht immer leicht, die Anzeichen von Unwohlsein richtig zu deuten und entsprechend zu reagieren. Achtsamkeit lernt man nicht von heute auf morgen, es ist vielmehr ein Prozess, der viel Übung benötigt. Aber mit der Zeit wird es dir leichter fallen, auf dich zu achten und entsprechend zu handeln. Lebe bewusst, reflektiere deine Gefühle und sorge für ausreichend Ruhe und Entspannung, damit du nicht in Dysbalance gerätst.
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