happy-reset-blog-vanlife-starten-ins-vanlife-camper

Fazit nach 3 Monaten Vanlife

Seit 3 Monaten lebe ich Vollzeit im Camper-Van. War Vanlife die richtige Entscheidung? Hier meine Antworten auf die…

Mein Fazit nach den ersten 90 Tagen Vanlife und Antwort auf die häufigsten Fragen.

Da schaue ich heute auf den Timer meiner Website und sehe, dass ich bereits seit 90 Tagen unterwegs bin. Wow, das ging schnell! Ich stehe momentan in den Bergen Portugals, mit Blick auf einen wunderschönen Stausee. Es kommt mir so vor, als sei ich gerade mal zwei Wochen unterwegs.

Alles ist immer noch so neu und aufregend. Ich habe versucht, mein Gedankenchaos mal etwas zu sortieren und ein erstes Resümee für euch zusammenzufassen. Zudem möchte ich auf die häufigsten Fragen eingehen, die ich in letzter Zeit gestellt bekommen habe.

Vanlife - Fazit nach 3 Monaten

Die häufigsten Fragen

Hier der ehrliche Reality-Check. Ist Vanlife so, wie ich es mir vorgestellt habe? Bereue ich den Schritt? Wie geht es weiter?

Alltag im Vanlife

Was machst du eigentlich

den ganzen Tag?

Irgendwie geht jeder davon aus, dass man im Vanlife jeden Tag ein wenig durch die Gegend fährt und den Rest des Tages Instagram-perfect in der Sonne rumliegt. Dem ist aber leider nicht so. Hier meine Learnings und Aha-Momente aus den ersten Wochen.

 

Zeit ist relativ

Ich war schon immer schlecht darin, mir zu merken welches Datum wir haben. Mittlerweile bin ich froh, wenn ich weiß, welcher Wochentag gerade ist. Es wird auch einfach so unwichtig.

In meinem letzten Job habe ich immer gespannt das Wochenende erwartet. Mittwoch war Bergfest, Donnerstag schon fast Freitag und Freitagabend wurde dann endlich das Wochenende eingeläutet. Sonntags kroch dann leise die schlechte Laune daher, weil montags die Arbeit auf mich wartete. Jetzt ist es ganz nebensächlich, welcher Wochentag gerade ist, weil ich mich auf jeden neuen Tag freue.

Zudem dachte ich ja immer, wenn ich reise, habe ich unglaublich viel Freizeit. Habe ich zwar auch, aber es geht trotzdem viel Zeit für Dinge drauf, die ich vorher nicht einkalkuliert hatte.

So Bedarf die Planung des nächsten Stellplatzes, wo ist eine Entsorgungsstation und der nächste Supermarkt etc. doch weitaus mehr Zeit als erwartet. Auch Wäsche waschen ist zeitaufwändiger, weil man bei den öffentlichen Laundry Spots rumsitzt und warten muss, während die Waschmaschine ihre Kreise zieht. Insgesamt verläuft das Leben etwas langsamer, aber auch viel bewusster.

 

Alltag gibt es nicht

Wer einen geregelten Alltag benötigt, für den ist Vanlife vermutlich nichts. Jeder Tag birgt ein neues Abenteuer und man weiß nie so genau was passiert, wen man trifft und wo man landen wird. Genau das liebe ich am Leben im Van.

Mein Weg ist nicht vorgeschrieben, sondern ich treffe jeden Morgen die Entscheidung, was ich mit dem Tag anfangen möchte. Man lebt bewusster und intensiver dadurch, denn die Stunden ziehen nicht einfach an einem vorbei, wie das im Alltagstrott häufig passiert.

 

Das bisschen Haushalt

 Da denkt man, mit weniger Platz nimmt auch die Zeit ab, die man auf den Haushalt verwenden muss, aber dem ist nicht so. Um im Van Ordnung zu halten, sollte man nämlich weitaus häufiger putzen als in einem Haus. Dies liegt vor allem daran, dass ja die meiste Zeit draußen verbracht und so ständig Schmutz in den Van schleppt wird.

Zum anderen wird der Staub magisch vom Auto angezogen und findet sich an den unmöglichsten Stellen wieder. Auch dem Aufräumen sollte jeden Tag Zeit gewidmet werden, denn auf so kleinem Raum sieht es gleich nach Chaos aus, wenn zwei/ drei Dinge nicht am richtigen Platz liegen.

 

Was machst du bei schlechtem Wetter?

Ja das mit dem Wetter ist so eine Sache. Hier im Süden Portugals, wo ich mich gerade befinde, scheint zum Glück meist die Sonne, doch so einige Unwetter haben wir bereits hinter uns gebracht. Da wird schon mal der ganze Van ordentlich durch geschaukelt.

Sagt der Wetterbericht Regen voraus, so empfehle ich einen asphaltierten Platz aufzusuchen und möglichst nicht direkt unter Bäumen zu parken, um vor herabfallenden Ästen geschützt zu sein. Generell ist man den Elementen etwas mehr ausgesetzt, als in einer Wohnung aber bisher war das nicht weiter dramatisch. Und es ist so schön, morgens die Schiebetür zu öffnen und bei strahlendem Sonnenschein mit seinem Kaffee in der Hand in der Tür zu sitzen. Bleibt das Wetter doch mal schlecht, so kann man sich auch im Van prima beschäftigen. Ich habe haufenweise Bücher dabei und Makramee für mich entdeckt. 

 

Ist Vanlife einsam?

Ein klares Nein! Natürlich hast du nicht wie bei einem festen Wohnsitz deine Liebsten permanent in deiner Nähe, aber dafür hast du die Möglichkeit, jeden Tag spannende Menschen kennenzulernen. Alles, was du tun musst, ist offen auf die Leute zuzugehen.

Kommst du an einem neuen Platz an, auf dem bereits andere Camper stehen, dreh eine Runde und sag Hallo. Schon ergeben sich spannende Gespräche und nette Bekanntschaften. Verbarrikadierst du dich jedoch in deinem Van, erwarte nicht, das Leute auf dich zugehen. Es liegt ganz bei dir, ob du Gesellschaft möchtest oder nicht. Die meisten Leute sind froh, wenn du auf sie zugehst und ein Gespräch beginnst.

 

Was für Leute triffst du so?

Es gibt gute und weniger gute Camper – Vorab soll gesagt sein, die meisten Leute im Camper, die dir unterwegs begegnen, sind tolle Menschen. Die Hilfsbereitschaft untereinander ist überwältigend und hätte ich so nicht erwartet.

Es ist echt spannend, wen man so trifft und was die Leute für verrückte Geschichten zu erzählen haben. Neben den klassischen Rentnern, die ihre Freizeit lieber im milden Klima des Südens verbringen, trifft man auf ein buntes Sammelsurium an verschiedenen Menschen. Viele Surfer, Straßenkünstler, Blogger und Leute, die sich einfach mal eine Auszeit nehmen wollen, tummeln sich in teilweise echt verrückten Fahrzeugen.

Dann gibt es da aber leider auch noch die anderen. Die wenigen, wegen denen Camper oft in Verruf geraten. Sie parken auf leeren Plätzen so dicht neben dir, dass du mit einem Schritt von Van zu Van springen kannst. Sie meinen, ihr Schmutzwasser einfach auf Parkplätzen entleeren zu müssen, obwohl es genügend kostenlose Entsorgungsstationen gibt und die Toilette wird dann auch gerne mal hinter dem nächsten Busch entleert. Leute was soll das? Es ist echt schade, dass wegen wenigen schwarzen Schafen immer mehr Locals genug von Campern haben und die Campingverbote nur so aus dem Boden sprießen.

 

Vermisst du etwas? Was gefällt dir nicht am Vanlife?

Nein, vermissen tue ich nicht wirklich etwas. Doch die Frage hat mich zum Nachdenken angeregt, inwieweit sich manche Dinge, und auch ich mich selbst verändert haben in den letzten drei Monaten…

Who cares about styling

Wie oft ich in den vergangenen drei Monaten Makeup aufgelegt habe, kann ich an einer Hand abzählen. Dabei gehörte Styling für mich früher zur ganz normalen Morgenroutine. Unter Campern ist dies jedoch komplett unwichtig.

Niemanden interessiert es, ob du Mascara trägst oder dich nach dem neuesten Trend kleidest. Das war für mich ein angenehmer Kontrast zum Büroalltag, wo erwartet wurde, dass man akkurat zurechtgemacht erscheint. Mittlerweile lege ich nur noch Makeup auf, wenn mir selbst danach ist und verbringe auch mal einige Tage nur in Jogginghosen.

Strom/ Wasser

Der liebe Strom, ich habe dieses Thema auch in meinem Artikel Vanlife – Das nervt! aufgegriffen. Ist es mehrere Tage bewölkt, wird der Strom knapp und irgendwie sind alle Akkus auch genau dann leer. Hat man keine Lust den Platz zu wechseln, hilft nur den Motor kurz laufen zu lassen oder sich auf einem Stellplatz an den Landstrom zu hängen.

Insgesamt geht man jedoch viel bewusster mit seinen Ressourcen um, was wiederum eine gute/ positive Veränderung ist. Eine Lampe wird nur dann eingeschaltet, wenn sie auch wirklich benötigt wird und auch mit Wasser geht man automatisch sehr sparsam um. Endlos lange unter der Dusche stehen gibts nicht mehr, vermisse ich aber auch nicht.

Also, vermissen tue ich nichts, aber zur Frage was mir nicht gefällt, gibt es eine klare Antwort.

Müll

Mir ist früher nie groß aufgefallen, wenn irgendwo Müll herumlag. Vielleicht fehlte mir auch einfach das Bewusstsein dafür. Aber seit ich unterwegs bin fällt mir erst auf, wie unglaublich viel Müll die Menschen einfach in die Natur werfen. Es ist die reinste Schande! Überall liegen Glasscherben, Plastikflaschen, Verpackungen und Taschentücher herum. Die Strände liegen voll, die Wälder sehen nicht viel besser aus. Es ist mir einfach unbegreiflich, wieso so unglaublich viel Müll in die Natur geworfen wird, obwohl doch an jeder Ecke Mülleimer stehen. Das macht mich echt traurig und mir ist einfach unbegreiflich, wieso manche Leute so ignorant sind.

 

Ist Vanlife sicher?

Du reist ganz alleine als Frau in einem Van durch Europa, hast du da nicht Angst? Bevor es losging, hatte ich tatsächlich etwas Sorgen, was meine Sicherheit betrifft. Van-Dog Frieda hat schon gut Abhilfe geschaffen, aber ich habe trotzdem noch so einiges am Van nachgerüstet für mehr Sicherheit.

Was genau, das kannst du hier lesen. Ich bin nach wie vor froh, diese zusätzlichen Gadgets im Van angebracht zu haben, aber eher für Situationen, in denen ich mich nicht in der Nähe des Vans befinde. Ein einziges Mal in den letzten 90 Tagen habe ich mich unwohl auf einem Parkplatz in einer Stadt gefühlt und bin daher weiter gefahren. Aber auch dort war es eher ein subjektives empfinden, als das ich wirklich Angst um meine Sicherheit hätte haben müssen.

 

Wie geht es dir? War Vanlife die richtige Entscheidung? Wie geht es weiter?

Wer meine Geschichte verfolgt hat, der weiß, dass es mir zu Beginn der Reise nicht sonderlich gut ging und ich sowohl körperlich, als auch seelisch mit so einigen Baustellen zu kämpfen hatte. Nach drei Monaten kann ich mit voller Überzeugung sagen: Mir geht es super! Ich kann wieder lachen, starte in der Regel gut gelaunt mit Energie in den Tag und habe allgemein wieder Freude am Leben gefunden.

Ich bin bei Wind und Wetter draußen an der frischen Luft und hatte noch nicht eine Erkältung, obwohl diese vorher mein dauerhafter Begleiter war. Die Phasen, die mich zurück in ein dunkles Loch ziehen wollen, sind erst immer weniger geworden und dann völlig verschwunden und ich beginne wieder ich selbst zu werden.

Was sich zu Anfang wie eine Flucht angefühlt hat, ist nun die beste Entscheidung meines Lebens und der definitiv richtige Weg gewesen. Vanlife hat mir geholfen zu heilen und wieder zu mir selbst zu finden. Dieser Weg mag nicht für jeden der richtige sein und ist weiß Gott auch kein Allheilmittel, aber mir persönlich hat es sehr geholfen.

 

Plan oder kein Plan

Ich werde ständig gefragt, wie mein weiterer Plan aussieht und was ich für eine Route habe für die nächsten Monate. Zu Beginn hatte ich noch eine vage Vorstellung davon, wann ich wo sein möchte, doch mittlerweile habe ich das Thema Reiseroute komplett von meiner Prioritätenliste gestrichen.

Selbst auf die Frage, wo ich denn plane morgen zu übernachten, habe ich meist keine Antwort. Es ist wunderbar, planlos zu sein. Wenn es mir irgendwo gefällt, bleibe ich ein paar Tage und schaue dann, was in der Nähe noch interessant anzuschauen wäre. Fahre ich einen Spot an, der mir dann doch nicht zusagt, geht es eben weiter zum nächsten. Es ist ein gutes Gefühl, ohne Pläne und zeitliche Einschränkungen zu reisen.

Zusammengefasst kann ich also sagen, dass Vanlife definitiv die beste Entscheidung für mich war und nach wie vor ist. Wie lange ich so weitermachen möchte? So lange wie es mir Freude bereitet und ich Spaß an diesem Lebensstil habe.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Join

Pin It on Pinterest

Share This

Share This

Share this post with your friends!